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Am 03. August 2019 startete das Rolex Fastnet Race in Cowes zu seiner 47. Auflage.

Die 608 Seemeilen lange Regatta, durch den englischen Kanal und die irische See, gilt als eines der geschichtsträchtigsten Hochseerennen im Hochsee-Segelsport. Es erlangte durch die größte Segelkatastrophe der Geschichte im Jahr 1979 traurige Berühmtheit. Damals zog ein Orkantief über das Regattafeld, dies kostete 19 Segler und 7 Retter das Leben.

Benjamin Off, Mitglied des Yacht Club Meersburg, segelte dieses Jahr das Fastnet Race auf dem deutschen Schiff „Broader View Hamburg“ des Hamburgischen Vereins für Seefahrt mit.

Auf Grund der Geschichte und der extremen Bedingungen bei dieser Hochseeregatta muss das Boot und die Crew mehrere Sicherheitschecks bestehen sowie eine Qualifikationsregatta segeln. Diese Qualifikationsregatta startete auf Helgoland und führte über die Nordsee durch den englischen Kanal bis nach Cowes. Die Crew um Skipper Erik Nicolaysen traf sich in Cuxhaven um das Schiff startklar zu machen, im Anschluss daran wurde das Schiff nach Helgoland gesegelt, um dort letzte Vorbereitungen zu treffen für den Start am nächsten Tag.

Am Tag des Starts der Qualifikationsregatta herrschten auf der Nordsee raue Bedingungen von 25-30 Knoten Wind. Davon ließ sich die Crew der Broader View Hamburg nicht abschrecken und setzte sofort nach dem Start den größten Top Spinnaker. Was dann folgte war eine wilde Fahrt mit Surfs die Wellen hinunter und einem Topspeed von 23,7 Knoten. Dies ging auch in der folgenden Nacht auf See so weiter. Bis am nächsten Morgen im Kanal der Wind abflaute und auf West drehte. So wurde die größte Genua 1 gesetzt und gekreuzt. Im Laufe des Tages gab es immer wieder Flautenlöcher. Erst gegen Abend wurde der Wind wieder stärker und konstanter bei 20 Knoten Windgeschwindigkeit. Im Verlauf der Nacht nahm der Wind bis auf 45 Knoten zu. Infolge dessen wurde Reff 2 eingebunden und Genua 4 gesetzt. Am nächsten Morgen erreichte die Broader View bei 50 Knoten Windgeschwindigkeit den Solent und konnte die Qualifikationsregatta erfolgreich, mit einem zweiten Platz nach gesegelter Zeit, beenden. Berechnet gewann die Crew die Qualifikationsregatta.

In Cowes angekommen hieß es Schiff und Segel trocknen und in den nächsten zwei Tagen startklar machen für das Rolex Fastnet Race.

Nach ein paar Tagen an Land und dem Safety-Check an Land, durch den Safety Instructor des Royal Ocean Racing Club (RORC), ging es voll vorbereitet aufs Wasser zum Start der Regatta. Hier wurde zusätzlich ein zweites Safety-Gate unter Sturmbesegelung durchfahren.

Danach hieß es sich gut zu positionieren für den Start. Es waren 12 Knoten Ostwind und somit positionierte sich die Broader View im Südosten der Startlinie. Nach dem Start der schnelleren Multihulls und der kleineren Yachten fiel dann endlich auch der Startschuss der Startgruppe IRC 1. Es ging unter Gennaker A1, dem größten Gennaker, den Solent entlang. Dann drehte der Wind auf Süd, so dass auf Genua 1 gewechselt werden musste. Im Anschluss daran konnte nach Verlassen des Solents wieder ein Schrick in die Schoten gemacht und die Küste entlang, in Richtung Lands End, gesegelt werden. Da aus Westen ein Tiefdruckgebiet mit starkem Wind angekündigt war, aber immer noch mit Südost Wind gesegelt wurde, kam die Braoder View in eine kleine Flaute, da die beiden Wettersysteme gegeneinander wirkten. Diese Zone konnte jedoch schnell verlassen werden. Dann kam der lang ersehnte Westwind mit ordentlich Druck. Bei 20 Knoten Wind und unter vollem Großsegel sowie Genua 3 ging es auf die Irische See hinaus. Der Wind nahm immer weiter zu in Richtung Fastnet Rock, so dass die Crew auf Genua 4 wechseln und das zweite Reff einziehen musste. Es wurde ruppig, nass und kalt. Dann, am nächsten Morgen um 11 Uhr, kam er endlich in Sicht, der lang ersehnte Fastnet Felsen mit dem markanten Leuchtturm. Die Braoder View, mit der mittlerweile gut abgestimmten Crew, rundete den Felsen um ca. 12 Uhr mittags. Dann begann der schnelle Ritt Richtung Ziellinie in Plymouth. Zuerst unter Genua 2 Heavy und mit zweitem Reff im Großsegel, da der Winkel zum Wind mit 100 Grad noch relativ spitz bei 35 Knoten Wind war. Die letzte Nacht brach an und die Konkurrenz holte von hinten wieder auf. Es wurde überlegt, was taktisch am günstigsten war und was getan werden sollte. Dann gab der Skipper das Kommando: „All hands on deck!“. Der große Topspinnaker wurde gesetzt, nachdem alles akribisch vorbereitet worden war, damit nichts Unvorhergesehenes passiert. Dann ging der Spinnaker hoch und die wilden Surfs auf den Wellen begannen. Die Broader View surfte die Wellen mit mehr als 20 Knoten Geschwindigkeit durch die stock finstere Nacht hinunter. Eine Welle nach der anderen wurde abgeritten. Die Crew wechselte in gewissen Zeitabständen Steuermann und Schottrimmer, um stets hoch konzentriert zu bleiben und Sonnenschüsse zu vermeiden. Es wurde langsam hell und Plymouth, und damit die Ziellinie, rückte in greifbare Nähe. Durch das gesamtheitlich genutzte Potenzial der Crew in der Nacht, konnte die Konkurrenz über Nacht abgeschüttelt werden. Der Wind ließ nach, so dass ausgerefft werden konnte. Nach 2 Tagen und 22 Stunden überquerte die müde aber überglückliche Crew die Ziellinie vor Plymouth. Das Fastnet Race wurde von der Broader View Crew als beste deutsche Amateurcrew und als 8. Schiff in der Amateurwertung IRC 1A beendet. In der Profiwertung wurde Rang 14 von über 60 Schiffen erreicht. Die Broader View Hamburg überquerte als 62. Schiff von 400 gestarteten Yachten die Ziellinie.   

Ergebnisse Fastnet Race

Video

Broader View1

Broader View2

Broader View3

 

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